Darf Armensorge auf Kosten der Gottesehre gehen?


■ In den vier Evangelien wird nicht immer von allen vier Evangelisten von einem und demselben Ereignis aus dem Leben Jesu berichtet. Das kann verschiedene Ursachen haben, die wir hier nicht erörtern müssen. Aber auch wenn dieses oder jenes „nur“ in einem oder in zwei Evangelien Erwähnung findet, liefert dies nicht den geringsten Grund, an der Historizität des betreffenden Ereignisses oder Wortes zu zweifeln.
Der folgende interessante Ereignisbericht gehört aber zu jener Gruppe von heilsrelevanten Ereignissen, die in allen vier Evangelien Erwähnung finden. Zwar weisen hier die jeweiligen vier Berichte gewisse Abweichungen in den jeweiligen konkreten Darlegungen auf. Aber sie ergänzen sich dann auch harmonisch, so dass die betreffende Salbung Jesu in Bethanien durch eine Frau zweifelsohne auch sehr aktuelle Bedeutung für unsere heutige Gegenwart hat. Zunächst einmal stützen wir uns im Folgenden auf den betreffenden Bericht im Evangelium nach Matthäus (vgl. Mt 26,6-13).
„Als Jesus zu Bethanien im Haus Simons des Aussätzigen weilte, kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll kostbaren Salböls zu Ihm. Das goss sie über Sein Haupt, während Er zu Tisch saß.“ Dem Evangelisten Johannes verdanken wir die Namensnennung dieser Frau. Es ist Maria (Joh 11,2), die Schwester von Martha und Lazarus, die Jesus ja als seine besonderen Freunde ansah (vgl. Joh 11,5.11.33). Es ist durchaus möglich, dass der Gastgeber, Simon der Aussätzige, von Jesus vorher in einer jener Wunderheilungen vom Aussatz befreit worden ist, von denen sonst nicht berichtet wird (vgl. Joh 21,25).
Im Orient war es üblich, den eingeladenen Gästen sowohl Wasser zur Waschung der Hände und Füße darzureichen als auch Salböl. Nur geschah dies praktisch immer vor dem Mahl. Hier aber geschieht diese Ölsalbung während des Mahles, was sicher ungewöhnlich und umso auffälliger war.
Es wird ausdrücklich betont, dass es sich um ein “kostbares Salböl“ handelte, wodurch die betreffende tiefe Wertschätzung Jesu durch Maria bzw. ihre herzliche Dankbarkeit eine zusätzlich Hervorhebung erfährt. „Es handelte sich um ein ganzes Gefäß aus Alabaster, das (nach Jo!) ein ganzes ‚Pfund‘ – nach unserem Maße etwas über 300 Gramm – enthielt. Der Hals des Gefäßes war sehr dünn, so dass ein so kostbares Öl nur tropfenweise herausrinnen konnte. Maria aber, die Schwester des Lazarus, zerbrach (nach Mk!) diesen Hals, so dass der ganze Inhalt ausgegossen werden konnte über Haupt und Füße, wie wir aus dem Zusammenhalt der Berichte Mt-Mk einerseits und Jo andererseits schließen müssen.“ (Dillersberger, J., Matthäus. Das Evangelium des heiligen Matthäus in theologischer und heilsgeschichtlicher Schau. Otto Müller Verlag Salzburg 1954, 6. Band, S. 45.) Für Maria war aber diese Verschwendung des kostbaren Salböls nicht schade, weil Jesus sie ja nicht nur vor dem leiblichen Tod der Steinigung bewahrte, sondern v.a. auch ihr ganzes Leben positiv umkrempelte und sie somit vor dem Tod der Seele rettete (vgl. Joh 8, 1-11.)! Somit drückt sie hier ehrliche Ehrfurcht und dankbare Liebe aus.
„Als die Jünger das sahen, wurden sie unwillig und sagten: ‚Wozu diese Verschwendung? Man hätte das doch teuer verkaufen und den Armen geben können.‘“ Bei den Aposteln dagegen trifft diese Tat nur auf Unmut, Entrüstung und Tadel - solch ein gewaltiger Kontrast! Vielleicht rührt diese doch auch etwas arrogant anmutende Kritik der Jünger davon, dass sie - im entscheidenden Unterschied zu Maria! - bisher noch nicht persönlich die Wirkung der göttlichen Gnade und das zu Tränen rührende Erbarmen Jesu erlebt hatten. Das könnte dann für sie auch irgendwie als ein gewisser Entschuldigungsgrund bzw. als schuldmildernd gelten.
Dennoch klingt die Logik ihres Arguments auf den ersten Blick sehr anständig und geradezu vorbildlich christlich. Handelt es sich ja um kostbares Salböl, welches eben teuer ist. Warum sollte man es denn nicht eher verkaufen und den Erlös zur Linderung der Not von Bedürftigen verwenden, die es damals ja ebenfalls zuhauf gegeben hatte. Würde man dadurch ja gerade auch dem von Jesus Christus selbst aufgestellten Prinzip vorbildlich entsprechen, der dem König im betreffenden Gleichnis vom Weltgericht Seine eigenen Worte in den Mund legte: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. … Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem von diesen Geringsten da nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan“! (Mt 26,40.45.)
Im Joh.-Ev. wird erwähnt, dass konkret Judas Iskariot (als erster?) den Einwand brachte, man könnte dieses Salböl „für dreihundert Denare“ verkaufen „und sie den Armen geben“. Das habe Judas Iskariot nach Johannes aber nicht wegen der Sorge um die Armen, sondern nur deswegen so gesagt, „weil er ein Dieb war; er führte nämlich die Kasse und unterschlug die Einnahmen“. (Joh 12,5f.) Mag Judas hier also insgeheim auch eine unmoralische Sonderintention verfolgt haben (wie Johannes später wohl erfahren hatte), seinem Grundargument schlossen sich dennoch offensichtlich alle der anwesenden Jünger an.
Gleichzeitig wird durch die betreffende Anmerkung im Joh.-Ev. das Geld als ein ganz besonderer und brandgefährlicher Korruptionsfaktor dargestellt – wie ein Mensch nämlich wegen des schnöden Mammons Gott aus seinen Augen verlieren und sich Lug und Betrug und somit seinem Verderben hingeben kann. Nach Jesus schließen sich die Sucht nach Geld und Reichtum auf der einen und ehrlicher Dienst an Gott auf der anderen Seite sogar gegenseitig aus: „Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (vgl. Mt 6,24.) Somit wollte Judas Iskariot mit der entsprechend vorgespielten Sorge um die Armen nur seine Anhänglichkeit an Geld und somit das eigene Bereicherungsbestreben verdecken!
„Jesus bemerkte es und sagte zu ihnen: ‚Warum kränkt ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an Mir getan. Denn stets habt ihr Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.‘“ Jesus tadelt die Jünger ausdrücklich für ihre Haltung dieser Tat Marias gegenüber, welche Er unmissverständlich und unanfechtbar als „ein gutes Werk an Mir“ einstuft, und wirft ihnen dabei sogar eine nicht unbedeutende emotionale Kränkung Marias vor! Somit nimmt Er sie voll und ganz in Schutz und kriminalisiert darüber hinaus jede Kritik an ihrem entsprechenden Handeln!
Besonders auffällig ist, dass Jesus die entsprechende Argumentation der Jünger nicht gelten lässt, obwohl sie ja an sich voll und ganz in Seinem eigenen Sinn gemeint sein konnte. Somit entspricht die Situation, die hier besteht, wohl doch nicht voll und ganz der Situation, die Jesus im Sinn hatte, als Er an sie das Wort in Mt 26,40.45 („Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“) richtete. Anscheinend gibt es zwischen diesen beiden Situationen doch einen nicht ganz unwesentlichen Unterschied, denn sonst würde Er sich ja selbst widersprechen, was wir aus guten Gründen auf keinen Fall annehmen können.
Dieser Unterschied im Kontext der beschriebenen Taten besteht offensichtlich darin, dass jetzt und hier Jesus auch noch insofern eingebunden ist, dass Er persönlich von Maria gesalbt werden sollte. Arme Menschen hätten die Jünger – zum großen Leidwesen von uns allen – ja immer bei sich, um die sie sich ja nach dem ausdrücklichen Gebot Jesu kümmern sollten. Hier aber geht es zusätzlich auch noch um Jesus selbst, sozusagen höchstpersönlich, bzw. um die Ehre, die Ihm über das Bild jenes Gleichnisses hinaus sozusagen direkt erwiesen werden sollte! Wenn Ihm hier daher die von Maria intendierte Salbung vorenthalten würde, so die Kritik Jesu an Seine Jünger, dann würde man Ihm auch die Ehre rauben, die Ihm bei bestehender Gelegenheit sozusagen direkt und nicht nur mittels der Fürsorge um die Armen zustehe!
Offensichtlich kann es also nach Jesus zu Situationen kommen, in welchen die an sich gebotene Fürsorge der Jünger um die Armen doch auch in einen gewissen Interessenkonflikt mit der Gott zu erweisenden Ehre kommen könnte!
So gilt ja z.B. auch das 4. Gebot Gottes unmissverständlich. Und Jesus unterzieht einer harten Kritik die Pharisäer und Schriftgelehrten, die sich insofern leichtfertig davon „befreien“, da sie das, was sie ihren Eltern zukommen lassen sollten, heuchlerisch zu einer „Weihegabe“ für den Tempel umdefinieren und somit den Eltern vorenthalten (vgl. Mt 15,37). Somit würden sie „das Gebot Gottes um eurer (menschlich spitzfindig erfundenen! – Anm.) Überlieferungen willen außer Kraft“ setzen.
Gleichzeitig unterstreicht Jesus, dass der, der „Vater und Mutter mehr liebt als mich“, Seiner sogar überhaupt „nicht wert“ ist. (Mt 10,37.) Offensichtlich denkt Er hierbei an Situationen, in welchen etwa eine ungerechte oder anderweitig unsittliche Forderung der Eltern ihre Kinder bisweilen sogar in einen großen Gewissenskonflikt mit dem christlichen Gebot der Gottes- und Nächstenliebe bringen kann.
Anscheinend können aber auch bestimmte Entscheidungen von uns, Menschen, in Bezug auf die an sich gebotene Armenfürsorge oder generell Nächstenliebe eine solche Situation schaffen, in welcher eine gewisse Art oder ein gewisser Umfang von Nächstenliebe moraltheologisch sehr wohl einen Konflikt mit der Gott zu erweisenden Ehre heraufbeschwören kann! Heißt es ja nicht ohne Grund, dass „man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen“! (Apg 5,29.)
„Wenn sie dieses Salböl über meinen Leib ausgoss, hat sie es für mein Begräbnis getan. Wahrlich, Ich sage euch: Überall in der ganzen Welt, wo diese Frohbotschaft verkündet wird, wird man auch zu ihrem Andenken erzählen, was sie getan hat.‘“
„Noch eine letzte Erklärung fügt der Meister hinzu. Der letzte Grund, weshalb hier nichts zu tadeln ist, ist der, dass Maria diese Salbung zum voraus dem Leib des Herrn erweisen sollte für Sein – Begräbnis! Wie sich später zeigte, war zur kunstgerechten Einsalbung des Leichnams Jesu nach dem Tod keine Zeit mehr, die Sabbatruhe drängte. Aber es durfte nicht sein, dass der Leib des Menschensohnes in der letzten Ehre, die ihm erwiesen werden konnte, verkürzt würde. Also hat es Gott gefügt, dass im Herzen dieser Frau eine Ahnung aufbrach, es sei die letzte Gelegenheit, Ihm diese Aufmerksamkeit zu erweisen. Diese einzige Beziehung zum Begräbnis rechtfertigt allen Überschwang.“ (Dillersberger, ebd., S. 48.)
■ „Ja, eigentlich könnte ich jetzt zusätzlich zu meinem sonstigen Gebet z.B. eine kurze Mai- oder Herz-Jesu-Andacht halten. Aber ich versprach, meinem Nachbar bei einer Reparatur handwerklich zu helfen. Daher gehe es eben nicht mit dieser Andacht.“ „An sich hätte ich schon eine gute Möglichkeit, zwischendurch einmal wieder auch an einem Werktag in die Kirche zu gehen und einem hl. Messopfer beizuwohnen. Aber wenn ich das tue, kann ich nachher nicht mehr gut mit meinen Freunden Fußball schauen, worüber sie sich dann sicher enttäuscht zeigen würden.“
So oder so ähnlich lauten ja unsere Erklärungen und Entschuldigungen, mit welchen wir uns bisweilen die Tatsache schönzureden versuchen, dass wir eine sich etwa wegen einer positiven Inspiration eigentlich sehr günstig bietende Möglichkeit, Gott die Ehre zu geben, dann doch der Gelegenheit, einem Mitmenschen irgendwie zu willfahren oder sogar zu nutzen, sogar bereitwillig opfern, obwohl es dem betreffenden Menschen nicht unbedingt dringend wäre damit. Wir nehmen dadurch also viel häufiger Rücksicht auf den Mitmenschen, statt in einem betreffenden momentan aufgetretenen Interessenkonflikt auch mal sozusagen Gott auch mal sozusagen "direkt" den Vorzug zu geben.
Etwa den Nachbarszaun zu richten, mit den eigenen Kindern zum McDonald oder zum Einkaufen von Spielzeug zu gehen, könnten wir ohne nennenswerte Probleme auch etwa 15 Minuten später tun. Zum Fußballschauen mit den Freunden könnte ich auch bei der zweiten Spielhälfte hinzustoßen und somit meinen Freunden eine Freude bereiten. Was ich aber auslasse, ist eine gute Gelegenheit, Gott „direkt“ die Ehre zu geben! Leider setzen wir bisweilen viel zu häufig falsche Prioritäten. „Denn stets habt ihr Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.“
„So eine Verschwendung, eine solche große und viel Geld gekostete Gotik-Kathedrale oder Rokoko-Kirche gebaut zu haben. Man hätte stattdessen auch eine viel schlichtere Kirche bauen und den großen Differenzbetrag des Geldes den zahlreichen Armen geben können.“ Sind das denn nicht die bekannten Argumente derer, die kostspielige Kirchenbauten in der Vergangenheit beklagen und dann in demselben Atemzug so gern besonders auf die Existenz von Armen im Land hinweisen?
Nun, sicher soll den Armen geholfen werden. Würde man ihnen aber jenen „Differenzbetrag des Geldes“ einmalig zukommen lassen, hätten die ganzen Armen in der Gegend oder Provinz vielleicht einen oder zwei Monate lang mehr zum Essen. Soweit natürlich wunderbar.
Aber sie und alle anderen Bewohner des Dorfes, der Stadt oder der Gegend müssten dann auf eine Kirche verzichten, welche ihnen wegen ihrer besonderen kunstvoll-sakralen Ausschmückung ganz besonders und vielleicht sogar einmalig und einzigartig die Harmonie und übernatürliche Schönheit des Göttlichen aufzeigt, sie zu stärkerem Gotteslob und intensiverem Streben nach der höheren Gerechtigkeit anspornt und in ihnen dann als Folge der so angehäuften Sehnsucht nach dem Himmlischen vielleicht gerade auch den inneren christlichen Antrieb weckt, den Hilfsbedürftigen noch mehr und aufopferungsbereiter als bisher zu helfen. Die betreffende „Rechnung“ sollte also weniger oberflächlich-populistisch in zwei Dimensionen, sondern eben auch unter Berücksichtigung der dritten, geistig-vertikalen Dimension aufgestellt werden! Jedenfalls wirkt jede Gabe, die ein Mensch sozusagen direkt Gott gibt, viel nachhaltiger als wenn er immer nur den Umweg über den Menschen sucht!
Und wenn man schon teure Kirchenbauten, vergoldete Kelche und wertvolle Brokatmessgewänder beklagt – vielleicht liegt die eigentliche Ursache für die Armut im Land keinesfalls in der angeblichen „Verschwendung“ (der ehrlichen Gottesfurcht und Liebe zum Heiligen der früheren Generationen!) des betreffenden „kostbaren Salböls“ (der wunderbaren Kathedralen zu Ehren des Heiligen, Starken und Unsterblichen Gottes!), sondern in der eigenen oder kollektiven Untätigkeit der betreffenden zahlreichen „aufgeklärten Kritiker“ der Kirche (der Sofa-Helden!?) beim Sich-Zuwenden an die Armen im Land (aber auch an Gott)?
Jedenfalls gibt es auch heute noch das interessante und eigentlich sehr aufschlussreiche Phänomen, dass in Gegenden mit höherer Katholikendichte in der Bevölkerung auch mehr Spenden für die Hilfsbedürftigen verschiedener Art gesammelt werden! Und vielleicht tragen auch die betreffenden früher gebauten herrlichen Kathedralen und Barock-Kirchen ihren Anteil dazu bei, dass der Glaube an das Göttliche starker verankert werde und tiefere Wurzeln in den Herzen der Menschen schlage, was sich dann auch in den höheren finanziellen und persönlichen aufopferungsvollen Zuwendungen dieser Menschen an die Armen und sonstige Bedürftigen niederschlägt! Denn wenn die Nächstenliebe auf Kosten der Gottesliebe gehen soll, verschwindet bald darauf in der Regel die Gottesliebe weitestgehend und erlahmt leicht verzögert in der Folge auch die Nächstenliebe!
Ein beredtes Beispiel für diese Zusammenhänge und Entwicklungen bietet uns zunächst einmal der Protestantismus. Hat man ja dort vielerorts einen richtigen Bildersturm betrieben, welchem viele der herrlichen Kirchenbauten zum Opfer gefallen sind. Alles das sei nicht notwendig geworden und es wurde zu einem völlig überflüssigen und sogar glaubensschädlichen Menschenwerk deklariert. Nur das trockene Wort und der anschauungsfreie Glaube sollte auf einmal die totale Priorität haben. Mit der Umsetzung dieser „evangelischen“ Forderungen und „Ideale“ hat aber auch gerade die Nächstenliebe im „reformatorischen“ Bereich deutlich bzw. überdurchschnittlich gelitten. Nicht umsonst beklagte sogar Katharina von Bora, die ehemalige Nonne und spätere „Ehefrau“ vom entlaufenen und häretisch gewordenen Priester Martin Luther, unter den Katholischen sei es – speziell in zwischenmenschlicher Hinsicht – besser gewesen!
■ Der kirchliche Modernismus, wie er nämlich seit Mitte des 20. Jahrhunderts amtlich in der „Konzilskirche“ praktiziert wird, zeichnet sich ja dadurch aus, dass er die freimaurerischen Prinzipien auf eine solche Weise adaptiert, dass dann das Diesseits bzw. die rein irdischen Belange des Menschen eine totale Dominanz über das Jenseits und die heilsrelevante und übernatürliche Komponente der menschlichen Existenz habe. „Menschenrechte“ als großes Stichwort, wobei zugleich etwa der Kontrastbegriff „Gottesehre“ zur Bedeutungslosigkeit verkommt – „Religion“ als reiner Menschendienst, „Kirche“ als ein weiteres (leicht religiös-gefärbtes) Sozialamt!
So versteht man da heute unter „Mission“ lediglich den Bau von Wasserleitungen, Schulen und Krankenhäusern. Natürlich ist dies alles ebenfalls unbedingt notwendig, und solchen Aufgaben zur Besserung der ärmlichen Lebensbedingungen von Menschen ist die katholische Kirche früher in den Missionsgebieten auch wie selbstverständlich nachgegangen. Aber bei der modernistischen Loslösung der kirchlichen Mission von der eigentlichen Glaubens- bzw. Heilsvermittlung verkümmert dieser Begriff bis zur Unkenntlichkeit im Vergleich zu dem, wie ihn Christus verstanden und ausdrücklich gelehrt hatte (vgl. Mt 28,18-20)! Und wenn dann mit der Zeit die eigentliche christlich-katholische Glaubensüberzeugung (ver)schwindet, wird es auch niemand mehr geben (allein schon mangels Nachwuchs), der auch die betreffenden Wasserleitungen, Schulen und Krankenhäuser wird bauen können! Es rächt sich immer bitter, Gott und die wahre christliche Religion und Kirche für menschliche ideologische Spielchen zu missbrauchen…
■ Und wie fatal wird sich spätestens in wenigen Jahrzehnten und an den nächsten Generationen der katastrophale Verrat der offiziellen „Kirchen“ in Deutschland und Europa in der sogenannten „Flüchtlingskrise“ auswirken? Man scheint sich da ja überhaupt keine Sorgen zu machen angesichts der realberechtigten Befürchtung, dass aggressive Horden von Moslems, sollte deren Zahl im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eine bestimmte kritische Grenze überschreiten, im Zuge ihrer sich wie bei Mohammed auf pure Gewalt stützenden Islamisierung Europas u.a. auch alles Christliche wegfegen werden?
Nein, nein, heißt es da, wir wollen unseren (naiven und auf Träumereien aufbauenden!) Idealismus in Bezug auf den ach so guten und friedfertigen Islam doch nicht zerstören lassen! Es ist uns einfach ungemütlich, uns mit den betreffenden unmissverständlich zur Gewalt an Andersdenkenden aufrufenden Stellen im Koran sachlich und unvoreingenommen zu beschäftigen – aus Bequemlichkeit ignorieren wir sie lieber! Wozu sollen wir denn dann auch auf die zahlreichen warnenden Stimmen von verfolgten Christen, Laien wie Priestern und Bischöfen, aus vielen moslemischen Ländern hören? Sehr lästig erscheint uns ebenso, uns ernsthaft mit der Tatsache der weitestgehenden Vernichtung und Auslöschung des Christentums in manchen der orientalischen Länder auseinanderzusetzen, wo es dieses doch bereits seit den ersten christlichen Jahrhunderten gegeben hat!
Nein, nein, unsere (modernistische) Religion (der „Konzilskirche“) bestehe ja darin, sich um nichts anderes mehr zu kümmern und auf nichts anderes zu schauen als ausschließlich darauf, wie wir uns in Sozialhilfe (als der allein verstandenen und daher verflachten Art von „Dienst an Gott“) üben könnten und in deren Zug notfalls auch bereit sind, das Christentum bei uns auslöschen zu lassen – alles im Namen der (von der Sorge um die Gott zu gebenden Ehre, der Gottesliebe, abgekoppelten!) „Nächstenliebe“ bzw. ohne Rücksicht auf irgendwelche sonstigen potentiellen Verluste! Es sei ja schlicht und ergreifend eine richtige „Verschwendung“, sich da überhaupt um den Namen Jesu und die christliche Identität unserer Länder und Völker zu kümmern, wo wir doch unser „Christ-Sein“ bequemerweise so verstehen (unter Zuspruch und Applaus antichristlicher Strippenzieher!), dass man das betreffende „kostbare Salböl“ lieber „verkaufe“ und den Erlös „den Armen gebe“ – das genuine und authentische Christentum auf dem Altar der Indifferenz und der synkretistischen Verbrüderung aller Religionen und Weltanschauungen opfere!
Gerade dieser Fall zeigt sehr anschaulich, wie eine vom Gebot der Gottesliebe abgekoppelte Forderung nach Nächstenliebe nicht nur der in die letztere von Jesus hineingelegten Bedeutung widerspricht, sondern furchtbare heilsrelevante Folgen nach sich zieht. Das Gebot der Nächstenliebe ist essentieller Bestandteil und integrale Folge des Gebotes der Gottesliebe. Eine „Nächstenliebe“ unter bewusster Hintenansetzung oder sogar praktischer Leugnung des christlichen Gebotes der Gottesliebe ist primitive Karikatur auf die christliche Religion bzw. ihre gewaltige Verzerrung!
Wie auch im Fall des Protestantismus und anderer Bereiche der „Konzilskirche“ wird auch im Fall der (zweifelsohne bewusst gesteuerten) Einwanderung moslemischer Massen nach Europa der berühmte Schuss nach hinten losgehen – das tut er immer so! Jedenfalls kann man nicht dem wahren Gott dienen und angeblich Seinen Willen erfüllen, indem man dies unter bewusster Vernachlässigung der Ihm zu gebührenden Ehre bzw. auf Kosten der bewussten Hinnahme der offenkundig drohenden Vernichtung des Christentums durch die betreffenden „Hilfsempfänger“ der vermeintlichen „christlichen Nächstenliebe“ tut. Dann müssen die konkreten Aktionen der betreffenden Nächstenliebe eben anders aussehen bzw. so organisiert werden (etwa in islamischen Ländern), dass darunter in der Folge bei uns hier die Existenz des Christlichen nicht noch stärker auf dem Spiel stehen werde, als es leider sonst schon tut!
„Als Jesus zu Bethanien im Haus Simons des Aussätzigen weilte, kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll kostbaren Salböls zu Ihm. Das goss sie über Sein Haupt, während Er zu Tisch saß. Als die Jünger das sahen, wurden sie unwillig und sagten: ‚Wozu diese Verschwendung? Man hätte das doch teuer verkaufen und den Armen geben können.‘ Jesus bemerkte es und sagte zu ihnen: ‚Warum kränkt ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an Mir getan. Denn stets habt ihr Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.‘“

P. Eugen Rissling

 

Zurück Hoch Startseite